Mit dem A2® Schaft raus aus der Nische

10 Jahre ARTIQO A2 Schaft

Mit dem A2® Schaft raus aus der Nische

Mit dem A2® Schaft raus aus der Nische

Ulrich Buecken 10 Jahre ARTIQO Endoprothetik

Das A2® Kurzschaftsystem war ein wichtiger Bestandteil in der Firmenentwicklung seit der Unternehmensgründung vor 10 Jahren. Ein riskantes Unterfangen, denn die Kurzschäfte waren damals noch in der Versorgungsnische für jüngere Patienten. Ulrich Bücken, Geschäftsführer der ARTIQO GmbH, schildert im Interview, welche Überlegungen zur Entwicklung des A2® Systems führten, warum er an die Zukunft des Kurzschaftes als Standardversorgung glaubt und wie sehr der Erfolg ihm recht gibt.

Du hast einmal gesagt, die Firma ARTIQO sei aus der Überzeugung entstanden, dass es eine Firma brauche, die bekannte endoprothetische Themen anders angehe. Hast du damit das A2® Kurzschaftsystem gemeint?

Ulrich Bücken: Unser ARTIQO Leitbild lautet „Anatomie als Maßstab“. Das ist für uns keine Worthülse, sondern gelebte Tradition, wenn man nach 10 Jahren schon von Tradition sprechen darf. Die Berechtigung der Firma ARTIQO lag nie im „me too“, sondern in der konsequent anatomischen Herangehensweise an endoprothetische Probleme.

Als die Branche Anfang der 2000er Jahre anfing minimalinvasiv zu operieren, wurden zunächst die Instrumente und die Zugänge angepasst. Der nächste Schritt war, auch die Implantate zu modifizieren. So entstand u.a. die Kurzschaftendoprothetik. Bei ARTIQO geht es uns zudem darum, die Endoprothetik anatomisch und damit dreidimensional statt zweidimensional zu denken. Aus dieser Überzeugung heraus haben wir das A2® Kurzschaftsystem entwickelt.

Vor 10 Jahren fristete die Kurzschaftversorgung noch ein Nischendasein. War das aus damaliger Sicht nicht riskant, auf die Kurzschaftentwicklung zu setzen?

Ulrich Bücken: Die Hüftendoprothetik ist eine der erfolgreichsten Operationen in Bezug auf Outcome und Fehlerraten. Es ist schwierig, Dinge von einem solch hohen Niveau aus zu verbessern. Dafür braucht es ein sehr hohes Detailverständnis auf Basis der endoprothetischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte. Mario Frank und ich sind beide seit Ende der 1980er Jahre in der Branche und haben zusammen viel Erfahrung und Expertise in der Implantatentwicklung, -konstruktion und -fertigung als auch im Produktmanagement und Marketing.

Die Entwicklung des A2® Systems war ein wichtiger Bestandteil der Firmenentwicklung. Wir waren überzeugt, dass ein konsequent anatomisches Kurzschaftsystem die Limitationen der bis dahin verfügbaren Kurzschäfte überwinden, das Indikationsspektrum deutlich erweitern und eine Alternative zu Standardschäften werden kann.

Wie seid ihr zu dieser Überzeugung gelangt?

Ulrich Bücken: Anfang der 2000er Jahre habe ich noch bei Plus Orthopedics den Nanos™ Schaft [1] als verantwortlicher Projektleiter für die Entwicklung begleitet. Schon damals war das Ziel, die Knochenresektion zu minimieren und die Gelenkgeometrie physiologisch wiederherzustellen. Das Implantat hatte in der Zeit lediglich die Mayo® Kurzschaftprothese [2] als Vorbild, die nicht wirklich Verbreitung fand, aber in gut indizierten Fällen exzellente Ergebnisse erzielte.

Wir haben die Performance des Nanos Schaftes akribisch beobachtet, die wenigen klinischen Studien analysiert und uns mit den Anwendern intensiv ausgetauscht. Das Einsatzgebiet des Nanos Schaftes war in der Konzeption auf jüngere Patienten bis 65 Jahre beschränkt. Das war der Ausgangspunkt für die Entwicklung des A2® Kurzschaftsystems. In der Knieendoprothetik sprechen wir von Phänotypen. Das gibt es in der Hüftendoprothetik auch. Unsere Fragestellung war: Wie muss ein Kurzschaftsystem designed sein, damit es für eine möglichst große Vielfalt an individuellen Anatomien und Femurmorphologien einsetzbar ist? Das Ergebnis war 2015 ein durchdachtes und zeitgemäßes A2® Kurzschaftsystem, das sehr gut für minimal-invasive Zugänge geeignet ist und unterschiedlichste Anatomien individuell rekonstruieren kann. Und es lässt sich – wie ein Standardsystem – sehr gut in den Routinebetrieb einer Klinik integrieren.

Im Jahresbericht 2022 des Endoprothesenregisters Deutschland (EPRD) zeigt der A2® Kurzschaft das fünfte Jahr in Folge herausragende Ergebnisse. Kann man sagen: Der Erfolg gibt euch recht?

Ulrich Bücken: Es ist immer eine Freude zu sehen, wie gut die Registerdaten des A2® Kurzschaftes sind. Er ist mit der geringsten Ausfallwahrscheinlichkeit von 2,3% innerhalb von fünf Jahren an der Spitze der elektiven zementfreien Hüftprimärversorgung. In diesem Berichtssegment werden sowohl Kurz- als auch Standardsysteme beobachtet. Das ist definitiv eine Bestätigung unserer Entwicklungsarbeit.

Gleichzeitig sind wir stolz darauf, welche Akzeptanz das A2® Kurzschaftsystem heute hat. Im EPRD ist das System eines von insgesamt 58 nachverfolgten Primärschaftsystemen. Nur 11 Schaftsysteme haben eine höhere Anzahl von nachverfolgten Schäften als der A2® Schaft mit seinen 7.055 Versorgungen. Unser System wächst überproportional gegenüber etablierten Schaftsystemen. Das spricht für die Wertigkeit des Systems, die inzwischen auch im europäischen Ausland Aufmerksamkeit erregt.

Welchen Ausblick möchtest du für den A2® Kurzschaft geben?

 

Ulrich Bücken: Wir waren von Anfang an überzeugt, dass das Kurzschaftsegment zum Standard werden kann und sehen nun, dass uns die Registerdaten recht geben. Für die Zukunft geht es uns darum, das Indikationsspektrum noch breiter abzudecken. Ein erster Schritt in diese Richtung war die Einführung der zementierten Variante, mit der wir nun eine Lösung für ältere Patienten und eine sinnvolle Sortimentsergänzung für Dorr Typ C Morphologien und für Patienten mit einer osteoporotische Knochenstruktur anbieten können. In der Standard-Elektivversorgung sehen wir schon heute nahezu keine Kontraindikationen mehr. Nun ist es unsere Aufgabe mit klinischen Studien zu belegen, dass das Indikationsspektrum wie bei einem klassischen Standardsystem breiter gefasst werden kann.

[1] Eingetragenes Markenzeichen von Smith & Nephew
[2] Eingetragenes Markenzeichen von Zimmer Biomet