14 Nov Sind hohes Alter und starkes Übergewicht noch Kontraindikationen für den Kurzschaft?
Sind hohes Alter und starkes Übergewicht noch Kontraindikationen für den Kurzschaft?
In unserem jüngsten Video gehen wir zusammen mit Dr. Thorsten Hillmann, Eduardus-Krankenhaus Köln, der Frage nach, wie der Kurzschaft bei Hochbetagten und bei Menschen mit Adipositas eingesetzt werden kann. Beide bisherigen Kontraindikationen hat Dr. Hillmann mit seinen Kollegen im Eduardus-Krankenhaus Köln eingehend untersucht.
Bei Menschen mit Adipositas verglichen die Kölner die zementfreie Kurzschaftversorgung bei n=130 Patienten mit einem Body Mass Index (BMI) von ≥ 40 kg/m2 und n=120 Patienten mit einem BMI von 20-29,9 kg/m2. Die adipösen Patienten waren bei der OP im Durchschnitt jünger und in einem schlechteren körperlichen Zustand, die Operationen dauerten signifikant länger. Bekanntermaßen erleiden Menschen mit Adipositas mehr Komplikationen, und auch das Luxationsrisiko ist implantatunabhängig höher. Die Kölner Ergebnisse zeigten keine Frakturen in den beiden Gruppen und auch keine Unterschiede in den Scores (Oxford Hip Score, „Cologne-Deutz-Score“).
Für Dr. Hillmann ist die Knochenqualität das entscheidende Kriterium. Bei guter Knochensubstanz (Dorr Typ A und B) könnten nahezu alle aktiven Patienten mit einem Kurzschaft versorgt werden. Bei Dorr Typ C – bei manifester Osteoporose oder sehr schlechter Knochenqualität – gebe es eine Kontraindikation für den zementfreien Kurzschaft. Seit der Einführung des zementierten A2 Kurzschaftes gebe es jedoch auch hier in vielen Fällen eine knochensparende und minimal-invasive Lösung.
So wertete das Team retrospektiv die hüftendoprotethische Versorgung von 607 über 80-jährigen Patienten zwischen 2012-2019 aus. Davon wurden 191 Personen mit einem Zweymüller-Schaft und 414 mit einem Kurzschaft (u.a. mit dem A2 Kurzschaft) versorgt. Die Ergebnisse zeigten einen leichten, aber nicht signifikanten Vorteil der Kurzschäfte bei Frakturen und Fissuren, während die Luxationsrate bei der Kurzschaftversorgung signifikant besser war (1,19% nach Follow-up, p=0,003) als bei den Geradschäften (4,71%).